Vinyl, CD oder MP3? Die Frage nach dem DJ Equipment

Vinyl oder Digital - diese Frage spaltet die DJ-Gemeinde immer wieder. Während einige DJs voll auf Vinyl schwören, setzen andere seit Jahren auf MP3s. Und dann ist da ja noch die CD, die auch ihre Vorteile hat. Hier ein Überblick, mit welchen Medien und welchem Equipment DJs heutzutage unterwegs sind und welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Lösungen haben. 

 

Vinyl: für Nostalgiker und Masochisten

 

Jahrzehnte lang setzten DJs aus aller Welt auf Vinyl. Absolut verständlich, denn die einzige Alternative dazu waren Tonbänder und Kassetten, die zum Mixen beide völlug ungeeignet sind. Einer der ersten DJs, die erkannten, dass man mit Schallplatten mehrere Songs übereinander und ineinander mixen konnte, war Terry Noel, der 1965 im Arthur in New York auflegte. Davor waren DJs reine Plattenaufleger, die einfach nur einen Song nach dem anderen spielten - oft mit Moderation zwischen den Liedern. Noel war gewissermaßen derjenige, der das Auflegen wie wir es heute kennen erfunden hat. 

 

Auch heute schwören viele DJs noch auf Vinyl und man kann es ihnen nicht übel nehmen. Der analoge Sound von Schallplatten wird als wärmer empfunden und gerade wenn es ans Scratchen geht, haben Platten eine unvergleichbare Haptik. Zudem macht es richtig Eindruck, wenn ein DJ routiniert und völlig selbstverständlich mit seinen Platten hantiert und das Ganze dann auch noch gut klingt. Viele Menschen, die mehr oder weniger viel Ahnung vom Auflegen haben, behaupten, dass echte DJs nur mit Vinyl auflegen. Aber ganz so einfach ist es nicht. 

 

Vorteile von Vinyl:

  • Nostalgie und Style:
    Turntablism ist die Urform des Auflegens. So hat alles angefangen und so wie es aussieht wird das Auflegen mit Schallplatten niemals aussterben. Und das ist auch gut so.

  • Haptik:
    DJs, die sich vor allem durch ihre Scratch-Skills auszeichnen, schwören zurecht auf Vinyl. Denn an den großen Plattentellern lässt es sich viel präziser scratchen als an den kleineren Jogwheels der meisten DJ-CD-Player oder -Controller. 

  • Sound:
    Der warme Klang und das leichte Knistern von Schallplatten ist Musik in den Ohren vieler. Zwar gab es immer wieder versuche, diesen Sound mit digitalen Mitteln künstlich zu erzeugen. Wirklich durchgesetzt hat sich das aber nie. Fun Fact: Genau genommen ist die Tonqualität von Platten aber immer schlechter als von (guten) Digital-Quellen.

Nachteile von Vinyl:

  • Der Preis:
    Platten sind teuer. Für ein aktuelles LP-Album bezahlt man etwa 20 bis 30 € - dafür gibt es dann meistens 10 bis 15 Songs. Aber nicht nur für die Musik muss an tief in die Tasche greifen. Auch das Equipment ist nicht gerade günstig. Einsteiger-Sets (Plattenspieler und 2-Kanal-Mixer) bekommt man ab ca. 600 €. Die reichen aber höchstens zum Üben daheim aus. Wer öffentlich für Geld spielen möchte braucht besseres Equipment - und das bedeutet in der Regel zwei 1210er-Plattenspieler von Technics. Die sind seit Jahren quasi unverändert, gelten als mehr oder weniger als unzerstörbar und sind sind alles andere als günstig. Das Problem: Technics stellt den ab 1979 erhältlichen, unter Vinyl-DJs heiss begehrten SL-1210 MK2 nicht mehr her. Gebraucht werden die Dinger im Zweierpack für ca. 1200 € gehandelt. Die neueren Baureihen gibt es ab etwa 900 € pro Stück. Dazu kommen vernünftige Tonabnehmer für ca. 150 € und ein Mittelklasse-Mixer (ca. 400 €).
  • Das Gewicht:
    Für Mobile DJs, die ihr eigenes Equipment zu ihren Gigs mitbringen, ist Vinyl völlig ungeeignet (zumindest gibt es deutlich angenehmere Alternativen). Eine einzige Schallplatte wiegt mit Hülle etwa 200 Gramm und speichert 6 bis 8 Lieder. Aber nicht jedes Lied auf der Platte will man auch in sein Set einbauen. Für ein einstündiges DJ-Set braucht man also etwa 20 Platten. Und da weiss der DJ schon vorher, welche Songs er spielen wird. Für einen Club-Gig an bereits vorhandenen Plattenspielern hat man also "etwa 4 Kilo Musik" dabei. Das geht noch in Ordnung. Mobile DJs spielen aber oft mehr als 8 Stunden am Stück. Und dann sind wir schon bei 32 Kilo. Will man dann noch für alle möglichen Liedwünsche gerüstet sein, kann locker das Doppelte oder Dreifache an Platten einpacken - und hat damit mal eben sein eigenes Körpergewicht im Gepäck. Wer sich das antut, muss schon sehr masochistisch veranlagt sein. 
  • Die Fehleranfälligkeit
    Plattenspieler bestehen aus einem ganzen Haufen mechanischer Bauteile, die alle verschleißen und kaputtgehen können. Stößt ein betrunkener Gast zu heftig gegen den Tisch, auf dem der Plattenspieler steht, springt die Nadel an eine andere stelle im Lied und der Musikgenuss wird gestört. Und auch die Platten selbst verschleißen bei jedem Mal abspielen. Kleine Kratzer verursachen das Vinyl-typische Rauschen und Knacksen (klingt in leichtem Stadium noch schön retro, aber irgendwann stört es dann doch sehr) und der Sound wird mit der Zeit immer dumpfer und unklarer. 
  • Keine Hilfsmittel
    Wer mit Platten auflegt und Lieder ineinander mixen möchte, muss viel üben. Denn im Gegensatz zu DJ-Softwares und modernen Dj-CD-Playern gibt es am Plattenspieler kein Display, an dem man mal eben ablesen kann, wie lange das Lied noch dauert oder wie schnell es ist. Man muss sich also zu 100% auf das eigene Gehör und Taktgefühl verlassen und alle Songs, die man auflegt, mehr oder weniger auswendig kennen. DJ-Einsteiger tun sich damit richtig schwer und auch Fortgeschrittene DJs, die vorher mit CDs oder MP3s aufgelegt haben, müssen hart an sich arbeiten, um mit Platten saubere Übergänge zu mixen. 

Somit ziehen die meisten Mobil-DJs das Auflegen mit Vinyl völlig zurecht nicht in Betracht. Für Club-DJs, die sich in nur in einem Genre bewegen (meistens Hip Hop, vereinzelt aber auch elektronische Musik wie House ind Techno), vor allem durch ihre Skratch-Skills glänzen und meist ein- bis zweistündige Sets auf dem Club-eigenen Turntables spielen, bevor sie vom nächsten DJ abgelöst werden, sind Platten aber eine tolle Sache. 

 

Ich selbst habe Platten und Plattenspieler und biete für Hochzeiten und Geburtstage ein Vinyl-Paket gegen Aufpreis an, um meinen Mehraufwand (Transport, Verschleiß, höhere Kosten beim Musik-Einkauf etc.) zu kompensieren. 

 

CDs: beste Tonqualität und doch fast ausgestorben

 

Im Heimbereich war die CD fast zwei Jahrzehnte lang der Standard und wurde erst in den letzten Jahren von der MP3 und anderen Digital-Formaten wie Spotify & Co. abgelöst. Für DJs wurde die CD 1994 interessant, als Pioneer mit dem CDJ-500 den ersten für DJs brauchbaren CD-Player auf den Markt warf (im Bild der CDJ-500s, Foto: pioneerdj.com). 

 

Mit einem Pitch-Fader zur Anpassung des Abspiel-Tempos und einen Jogwheel brachten die CDJs zumindest in der Theorie fast alle wichtigen Funktionen eines DJ-Plattenspielers mit. 

 

Da CDs leichter und kompakter sind als Vinyl, bei richtiger Handhabung praktisch nicht verschleißen, günstiger in der Anschaffung sind und eine bis heute unübertroffene Tonqualität bieten, dauerte es nicht lange, bis die ersten DJs von der Platte auf die CD umstiegen. 

 

Und auch heute sind die CDJs nicht aus der DJ-Kultur wegzudenken. Pioneer hat sie stetig weiterentwickelt, verbessert und mit Features ausgestattet, die die Art, wie wir auflegen nachhaltig verändert haben. Praktisch jeder gute Club hat mindestens zwei aktuelle CDJ-Modelle in der DJ-Booth stehen und jeder fortgeschrittene DJ sollte wissen, wie man sie bedient.

 

Der Witz an der Sache: Die meisten DJs verwenden die CDJs heute gar nicht mehr zum Abspielen von CDs, sondern stecken einen USB-Stick mit ihren Tracks in den dafür vorgesehenen Slot. Das aktuelle CDJ-Flagschiff hat nicht mal mehr ein CD-Laufwerk eingebaut. Hat ein Club eigene CDJs kann man dort als DJ mit einem paar Kopfhörern und einem USB Stick in der Tasche aufschlagen und hat alles dabei, was man zum Auflegen braucht. 

 

Auch ich kann mit CDJs spielen. Da ich selbst wegen der unvernünftig hohen Anschaffungskosten aber nie welche besessen habe, muss ich mich dabei zumindest während der ersten paar Tracks schon sehr konzentrieren - danach flutscht es aber. Bei Club-Gigs, bei denen ich weiss, dass CDJs aufgebaut sind, habe ich zusätzlich zu meinem eigenen Equipment einen USB-Stick mit Musik dabei, um im Ernstfall auf die CD-Spieler ausweichen zu können. Ich kenne sogar Locations, die einen eigenen Stick mit genügend Tracks für einen ganzen Abend parat haben. Sicher ist sicher!

 

 

Die Vorteile von CDs und CDJs

  • Der Sound:
    CDs bieten von allen gängigen Musikformaten auch heute noch die beste Tonqualität. Wobei es inzwischen auch sehr viele andere Digital-Formate (Lossless-Files, MP3s mit sehr hoher Bitrate) gibt, bei denen das menschliche Ohr kaum einen Unterschied zur CD hört. Und auch der Klang der CDJs ist astrein. Aber das kann man bei den Preisen auch erwarten (mehr dazu weiter unten). 
  • Der Standard:
    CDJs sind der Standard in Clubs und auf Festival-Bühnen. Fast jeder erfahrene DJ kann mit zwei CDJs und einem handelsüblichen 2-Kanal-Mixer die Party rocken. Das spart im Vergleich zu Vinyl viel Schlepperei und erspart lästige Umbauten am DJ-Pult zwischen zwei DJs, wie es bei Controllern oft der Fall ist (mehr dazu ebenfalls weiter unten). 
  • Der Funktionsumfang:
    Die aktuellen CDJ-Modelle sind voller nützlicher Features, die einem das Auflegen erleichtern. Beatmatching ist dank Tempo-Erkennung ein Kinderspiel und auf den hochauflösenden Displays hat man als erfahrener DJ immer das Wichtigste im Blick: das Tempo, die Restdauer des Lieds und die Wellenform. Auch die Navigation durch die eigene Musikbibliothek auf dem USB Stick fällt nach kurzer Eingewöhnungsphase nicht schwer. Big Names wie David Guetta oder Afrojack schwören nicht umsonst seit Jahren auf CDJs.

Die Nachteile von CDs und CDJs:

  • Der Preis:
    Während CDs kaum teurer sind als (gekaufte) Musik-Downloads, langt Pioneer bei den CDJs richtig zu: Der billigste CDJ kostet aktuell ca. 550 €, verzichtet aber auf viele heute übliche Features und ist deshalb für kaum einen DJ eine sinnvolle Option. Wirklich spannend werden die CDJ-Modelle ab ca. 850 € aufwärts. Der CDJ-2000 NXS 2 - nach wie vor der Standard-Player in Clubs - kostet dann schon etwa 2.000 € pro Stück und für einen CDJ-Tour1 (damit sind die ganz großen Stars unterwegs - siehe Video oben) legt man mal eben 5.000 € hin. Auf Festivals stehen dann vier von den Dingern und ein DJM-Tour1 Mixer für ebenfalls 5.000 €. Die Star-DJs haben also Equipment im Wert eines Neuwagens auf dem Tisch. Da man zum Auflegen mindestens zwei CDJs benötigt und noch ein Mixer zwischen die Geräte geschaltet werden muss, bezahlt man für ein sinnvolles CDJ-Set für Einsteiger und Fortgeschrittene etwa 3.000 €. 
  • Das Handling:
    Nicht nur wegen des Preises halte ich CDJs für Einsteiger und ambitionierte Amateure für eher ungeeignet. Auch das Handling ist im vergleich zu modernen DJ-Programmen und Apps komplizierter. Auf einem großen Laptop- oder Tablet-Display hat man einfach einen besseren Überblick als z.B. auf dem vergleichsweise kleinem LCD-Bildschirm des 2.000 € teuren NXS 2. 

UPDATE:

 

Inzwischen sind praktisch keine CDJ-Modelle mit eingebautem CD-Player mehr erhältlich. Günstigster (brauchbarer) Einstieg in die Welt der Pioneer-Player ist derzeit der XDJ-700 (ca. 1600 € im Zweierpack). Bei den Aktuellen Modellen kommt die Musik jedoch ausschließlich vom USB Stick. 

MP3, Apps & Streaming: die Gegenwart

MP3s waren wegen ihrer schlechten Tonqualität unter DJs lange zurecht verpönt. Inzwischen gibt es aber zahlreiche Formate, deren Qualität kaum noch von CDs zu unterscheiden ist. Klar, wer daheim eine 10.000 € teure HiFi-Anlage stehen hat, wird bei ganz genauem Hinhören vielleicht noch einen Unterschied feststellen. Auf Club-Anlagen mit entsprechendem Geräuschteppich im Hintergrund klingen hochwertige, moderne Digital-Dateien aber in etwa genau so gut wie CDs. 

 

In den 2000ern kamen die ersten brauchbaren DJ-Programme für PC und Mac auf den Markt und die Hersteller von DJ-Equipment entwickelten parallel sogenannte MIDI-Controller zum Anschließen an den Rechner, die beim Bedienen der DJ-Programme für ein CDJ-ähnliches Feeling sorgten. 

 

Im Bild seht ihr meinen ersten DJ Controller. Einen Numark Total Control von 2008 für 227 €, mit dem ich die damals aktuelle Version des DJ-Programms Traktor bedient habe. Theoretisch könnte ich mit diesem Controller auch heute noch auflegen. Er bietet alle wichtigen Funktionen, die ein moderner DJ braucht, und wäre mit etwas MIDI-Hacking auch mit den aktuellen DJ-Softwares kompatibel. 

 

Die heutigen DJ Controller sind in der Regel etwas größer und nehmen auf dem DJ-Tisch fast so viel Fläche ein wie zwei CDJs mit Mixer (in der Regel sind sie auch dem Layout eines klassischen CDJ-Setups nachempfunden). Sie bieten aber Einiges mehr an Funktionen als frühere Controller. Ihre Features sind vergleichbar mit den modernen CDJs, ihr Preis ist aber deutlich geringer. Viele moderne Controller haben zum Beispiel eingebaute Performance Pads für Software-Sampler, Bedienelemente für Effekte wie Filter, Hall, Phaser und Flanger oder sogar integrierte Drumcomputer für noch kreativere Mixes.

 

Einen soliden Marken-Controller mit zwei Kanälen für fortgeschrittene DJs bekommt man für etwa 350 €. Profi-DJ-Controller sind ab ca. 1.000 € zu haben. 

 

Ganz neu ist das Feature, Gesang und einzelne Instrumente aus Tracks zu isolieren. Mit den Programmen djay pro AI, Serato und Virtual DJ kann man so on-the-fly eigene Remixes und Mashups mixen. Ein Feature, auf das man bei CDJs noch vergeblich wartet (siehe Video unten).

 

Moderne DJ-Softwares können außerdem nicht nur auf die eigene MP3-Sammlung zugreifen, sondern bei Internetzugang sogar Musik von Streamingdiensten wie Tidal und Soundcloud abspielen. Man muss als DJ theoretisch also gar keine Musik mehr besitzen.

 

In der Praxis verlässt man sich aber doch lieber auf die eigenen, lokal gespeicherten Musikdateien. Denn wenn die Internetverbindung zum Streaming-Server abbricht, ist die Musik aus und die Party vorbei. Außerdem verbieten die meisten Streaming-Anbieter die kommerzielle Nutzung ihrer Musik in den AGBs. Bei bezahlten Gigs ist das Abspielen von Musik dieser Anbieter also nicht erlaubt.

 

Hier ein Beispiel dafür, was man mit einem Controller für etwas mehr als 200 € und einem iPad alles anstellen kann:

 

 

Die Vorteile von MP3s und Streaming:

  • Erste Wahl - nicht nur für Anfänger:
    Meine Empfehlung für die ersten Gehversuche als DJ: Die App "djay" von Algoriddim für das iPad. Zwar gibt es die App auch fürs iPhone, aber auf dem winzigen Touchscreen ist die Bedienung schon sehr mühselig. Die App ist in der Testversion gratis (ca. 10€/Monat nach Ablauf der Probezeit) und bietet - hört, hört - mehr oder weniger den gleichen Funktionsumfang wie ein Mittelklasse-CDJ-Set für über 2.000 € (abgesehen vom CD-Laufwerk natürlich). Es ist unglaublich, aber damit kann man richtig auflegen! Auch ich habe bei meinen mobilen Gigs immer ein iPad mit djay dabei und kann bei einem (unwahrscheinlichen) Totalausfall meines Equipments problemlos damit weiterspielen, ohne dass die Gäste einen großen Unterschied merken. Die App gibt es auch für Windows und Mac. Sie wird in der DJ-Gemeinde wegen des geringen Preses, dem mehr als ausreichenden Funktionsumfang und der einfachen Bedienung immer beliebter. Viele Mobile DJs, die vorher mit der ebenfalls sehr leicht zu bedienenden Software Virtual DJ aufgelegt haben, dürften derzeit einen Umstieg in Betracht ziehen.

    Hier die iPad App in Aktion:
  • Vielseitiges Angebot an Soft- und Hardware
    djay ist nur eines von vielen sehr guten DJ-Programmen für den Computer. Die meisten Profis schwören auf Serato, das man sogar mit an den Rechner angeschlossenen Plattenspielern kontrollieren kann (Video unten). Somit werden die Vorteile von Plattenspielern und MP3s kombiniert. Bei vielen mobilen DJs ist Virtual DJ wie bereits erwähnt sehr beliebt. In Optik und Funktionsumfang sind sich die Programme alle sehr ähnlich. Oft sind es einzelne Features, die die finale Kaufentscheidung des DJs beeinflussen. Bei den Controllern sieht es ähnlich aus. Es gibt sie in verschiedenen Formen und Größen und in ihren Basisfunktionen unterscheiden sie sich kaum. Teure Profi-Modelle bieten vier statt zwei Kanäle, haben eine bessere Soundkarte verbaut, sind robuster verarbeitet und bieten ein paar technische Spielereien mehr. Im Handling unterscheiden sie sich aber nicht wirklich von den günstigen Einsteiger-Produkten. Nach ein paar Stunden Eingewöhnung hat man als fortgeschrittener DJ ein neues Programm oder einen neuen Controller normalerweise ausreichend kennengelernt, um damit routiniert einen Gig spielen zu können. 
  • Einfache Beschaffung neuer Musik:
    Moderne DJ-Softwares greifen direkt auf die eigene iTunes- oder Spotify-Mediathek zu. Das macht das Kaufen und verwalten der vielen Songs und Playlists, die man als DJ parat haben muss, kinderleicht. Ich lade neue Musik daheim meistens erstmal über Spotify oder Soundcloud in eines meiner DJ-Programme (Serato oder djay Pro) und teste das Lied. Möchte ich es dann auf meinen Gigs spielen, kaufe ich es über iTunes oder lade es aus einem der DJ-Musikpools, bei denen ich angemeldet bin, herunter. Früher musste man als DJ für einen bestimmten Remix gleich eine ganze Single mit mehreren Songs kaufen, die man eigentlich nicht braucht. Heute lädt man sich die Songs einzeln und kostengünstig aus dem Netz.

Die Nachteile:

  • Die Qualität der Musik und der DJs:
    Während die Tonqualität von gekauften MP3s inzwischen fast so gut ist wie auf CD, klingen die meisten Youtube-Rips auf guten Lautsprechern noch immer furchtbar. Trotzdem gibt es viele Controller-DJs, die ihre Musik einfach von Youtube rippen oder sie von zwielichtigen Websites herunterladen. Das ist nicht nur unfair den Künstlern gegenüber, sondern auch gegenüber den Auftraggebern der DJs, die letztendlich für geklaute Musik bezahlen. Durch die teuren Equipment- und Musikpreise in Zeiten von Vinyl und CDs musste man um DJ zu werden erstmal richtig Geld ausgeben. Heute reicht dafür ein iPad mit DJ-App oder ein 200 € teurer Controller mit einem 300 € teuren Laptop und etwas zusammengeklauter Musik. Das ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil der Zugang zum DJing gerade für Menschen aus sozial schwächeren Schichten oder ärmeren Ländern vereinfacht wird. Fluch, weil sich viele Leute inzwischen DJ schimpfen und mit schlechtem Equipment für Geld auflegen, die einfachsten Mixing-Techniken nicht beherrschen, ihre eigene Musik kaum kennen und Gage für das Abspielen gestohlener Tracks verlangen. 
  • Fehlende Standards:
    Bei Vinyl und CDs gibt es standardisierte Hardware. Wer einen Technics 1210er Plattenspieler kann, kann alle, wer mit einem CDJ-Modell klarkommt, freundet sich auch mit den anderen schnell an. Bucht ein Club mehrere Controller-DJs hintereinander, fängt nach jedem Set das große Umbauen an, da jeder am liebsten mit seiner eigenen Hardware-Software-Kombination auflegt und sich mit dem Equipment eines anderen DJs nicht sicher fühlen würde. Ist am DJ-Pult genügend Platz für zwei komplette Controller-Setups, ist das kein Problem. Der nächste DJ baut einfach sein Equipment auf, während der vorherige DJ seine letzten Songs spielt. Dann wird nahtlos gewechselt. Viele Locations haben diesen Platz aber nicht, so dass während des DJ-Wechsels für einige Minuten Musik vom Band laufen muss: Und das ist langweilig für die Gäste. Eine Lösung: Hochpreisige Controller wie der Pioneer DDJ-1000 (ca. 1.000 €). Die sind mit fast allen gängigen DJ-Programmen per Plug'n'Play kompatibel, haben ein sehr übersichtliches Layout im CDJ-Stil und bieten umschaltbare Anschlüsse für zwei Computer. So bleibt bei einem DJ-Wechsel der umfangreiche Umbau erspart. 
  • Man braucht einen Laptop oder Tablet mit DJ-Software:
    Zum Auflegen von MP3s mit Controller braucht man einen Computer. Und Computer sind teuer und stürzen gerne mal ab. Beim Auflegen mit dem Mac ist das zu vernachlässigen. Ich selbst hatte beim Auflegen mit meinem Macbook bei einem Gig noch nie einen Absturz. Bei Windows-Systemen sieht das Ganze noch mal anders aus. Klar gehören Systemabstürze bei einem sauber aufgesetzten System nicht zur Tagesordnung, aber sie kommen immer mal wieder vor. Vor allem wenn noch zahlreiche andere Programme und Hardware-Treiber von Drittanbietern installiert sind. Damit ich auf der sicheren Seite bin, benutze zum Auflegen einen separates Macbook, auf dem nur das Betriebssystem inkl. der mitgelieferten Apps und meine DJ-Programme installiert sind. Viele DJs unterhalte also zwei vollwertige, teure Computer. Einen fürs Büro und einen zum Auflegen. Und das ist ein erheblicher Kostenfaktor.

 

Die Zukunft: Standalone Controller

Wie ihr seht, gibt es ganz verschiedene Arten von DJ-Equipment, das alles dem gleichen Zweck dient: Musik abspielen, mixen und sich dabei möglichst kreativ austoben. Und die DJ-Industrie gibt gerade mächtig Gas, um die Art wie wir auflegen weiter zu verändern und zu verbessern. Der neueste Trend: All-In-One-Lösungen, die die Vorteile von Platten, CDJs Controllern, Computern und Tablets vereinen. 

 

Das erste wirklich ernstzunehmende Produkt aus dieser neuen Kategorie der sogenannten Standalone-Controller ist der Prime 4 von Denon. Auch Pioneer hat einige Standalone-Systeme im Programm, hinkt meiner Meinung nach in Sachen Funktionsumfang und Preis-Leistung etwas hinterher.

 

Der Prime 4 von Denon ist ein DJ Controller mit integriertem Touchscreen im Tablet-Format. Der Clou: Es ist ein Computer mit vollwertiger DJ Software eingebaut. Man braucht also gar keinen Laptop mehr, sondern steckt einfach einen USB-Stick oder eine SD-Karte mit Musikdateien ein. Oder man setzt eine Festplatte/SSD mit Musik in den eingebauten SATA-Schacht ein (für die ganz großen Musiksammlungen). Auch Streaming ist möglich: Der Prime 4 hat ein eingebautes WLAN-Modul und streamt - das passende Abo vorausgesetzt - Tracks von Anbietern wie Tidal und Soundcloud. 

 

Im Prinzip bietet der Prime 4 somit einen vergleichbaren Funktionsumfang wie eine Kombination aus zwei CDJs und dem 5.000 € teuren Pioneer DJM-Tour 1 Mixer mit integriertem Bildschirm. Plus Streaming. Der Denon Prime 4 kostet mit ca. 2.000 € nur den Bruchteil eines vergleichbaren CDJ-Setups.

 

Klar, das ist auch eine ganze Stange Geld. Bedenkt man aber, dass man dafür ein Rundum-Sorglos-Paket zum Auflegen bekommt und keinen Computer mehr mitschleppen muss, relativiert sich der Preis ganz schnell wieder. 

 

Hier seht ihr den Prime 4 von Denon in Aktion:

 

 

Noch nicht innovativ genug? Dann werft mal einen Blick auf den Prime Go von Denon. Der kommt zwar nur mit zwei Kanälen, hat dafür aber alle wichtigen Features des Prime 4 und läuft bis zu vier Stunden mit Strom aus dem integrierten Akku:

 

Am Ende zählt nur die Musik

 

Ganz ehrlich: Es ist völlig egal, mit welchem Equipment ein DJ auflegt, solange er damit umgehen kann. Und noch viel wichtiger als ausgefeilte Mixing-Techniken ist das Gespür für den richtigen Track zum richtigen Zeitpunkt. Ich habe schon DJs gesehen, die auf ihren Plattenspielern die krassesten Übergänge mixen und trotzdem untergehen, weil sie bei der Musikauswahl komplett daneben liegen. Und ich habe Leute gesehen, die mit nichts als einem iPad und einem 100€-Controller die Party rocken - weil sie bei ihrer Musikauswahl perfekt auf die Stimmung und den Geschmack des Publikums eingehen. Dem ist es meistens herzlich egal, ob die Musik von Platte, CD oder aus dem Computer kommt.

 

Deshalb beende ich diesen viel zu langen Blog Post mit einem Zitat einer echten DJ-Legende:

 

"What really differentiates a good DJ from a not so good DJ is selection and taste and sense of timing and also knowing how to adapt to different crowds."

- A-Trak

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